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Kongress-Nachlese: Teil 1 – Die Anreise



Frühmorgens um sechs Uhr am heutigen Mittwoch, den 2. Oktober 2013, ging es los! Als Erstes ging es zum Frühstück zu McDonalds, damit ich ordentlich gestärkt die Reise antreten konnte. Derart gesättigt, begann die Fahrt, die zunächst quer durch den Westerwald über Freilingen, Langenhahn, Rennerod und Herborn führte, wo es dann auf die Autobahn über Gießen und Bad Hersfeld in Richtung Osten ging. 



Es gab zwei Zwischenstationen auf dem Weg. Die Erste war Eisenach (lat. Isenacum), wo ich noch einige Besorgungen machte und mir einen kurzen Besuch auf der Wartburg genehmigte, die ich nun schon längere Zeit nicht mehr besucht hatte. Doch was fand ich dort vor? Die Wartburg hatte dasselbe Problem, wie die bundesdeutschen Autobahnen, was ich an anderer Stelle auf diesem Blog schon einmal thematisiert habe: eine Baustelle an der anderen – ach was, die Wartburg ist eine einzige Baustelle. Eingehüllt in weiße Planen, umgeben von Gerüsten und mit Arbeitern auf dem Dach bot die Wartburg nicht das erwartete Bild und die Parkgebühr war mit fünf Euro auch meiner Meinung nach eine Zumutung. 

Also hielt es mich dort nicht lange und ich fuhr weiter nach Hohenstein-Ernstthal, die Geburtsstadt Karl Mays am Fuße des sächsischen Erzgebirges. Ich komme immer wieder gerne in dieser wunderschön gelegene kleine idyllische Stadt und besuche dort die Karl-May-Stätten. Dieses Mal wollte ich am Altmarkt in jenem kleinen Restaurant, was mir von früheren Besuchen noch vertraut war, zu Mittag essen und mir in der kleinen Eisdiele am Fuß des Kirchberges noch ein Eis genehmigen. Außerdem war ein Treffen mit einer alten Freundin geplant, die mittlerweile dort mit ihrer Familie wohnt. Das Treffen kam zwar nicht zustande, da meine Bekannte erkrankt war, aber das Essen und das Eis waren – wie nicht anders zu erwarten so hervorragend, dass ich beschloss, noch einen Abstecher zur Karl-May-Höhle zu machen, die ich seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. Außerdem würde mir so ein kurzer Waldspaziergang nach einer langen Autofahrt bestimmt gut tun. 



 Ich fand die Höhle auch wunschgemäß, machte einige Fotos, und marschierte, entgegen meinem Bauchgefühl, denselben Weg wieder zurückzunehmen, auf dem Karl-May-Rundwanderweg weiter, in der Hoffnung, auf diesem Weg zu meinem Auto zurückzukommen. Tja, was soll ich euch sagen, ich verlief mich ordentlich in diesem Waldstück. Man glaubt es kaum! Ich irrte bald zwei Stunden durch den Hohenstein-Ernstthaler Wald, bis ich unter Zuhilfenahme der Lokalisation meiner Karten-App dann doch noch zu meinem Auto fand. 
Und weiter ging die Fahrt, bis ich dann gegen halb sieben Uhr abends in Kesseldorf in jenem ehemaligen Etap-Hotel ankam, eincheckte, mich kurz frisch machte, um dann postwendend weiter nach Radebeul zu fahren, um dem Vortrag von Birgit Hans zu lauschen, über die Thomas Jeier in einem Artikel folgendes erzählt: 



„Birgit ist mit den Problemen der „Native Americans“ bestens vertraut. In zahlreichen Vorträgen an amerikanischen Universitäten und Beiträgen für amerikanische und deutsche Fachzeitschriften hat sie sich einen Namen als ausgezeichnete Kennerin des indianischen Lebens gemacht. Nach einem Englisch-Studium an der Universität Münster emigrierte sie in die USA, machte ihren Master und ihren Ph.D. an der University of Arizona in Tucson und lehrt seit 1991 als Professorin und Chair im Department of Indian Studies an der University of North Dakota. Ihre Spezialgebiete sind indianische Literatur und der indianische Schriftsteller D’Arcy McNickle sowie populäre Literatur, vor allem Kriminalromane indianischer Autoren. Auch in Deutschland hält sie hin und wieder Vorträge.“ (Quelle

Der Vortrag fand in der neuerrichteten Villa „Nscho-tschi“ auf dem Gelände der Villa Shatterhand statt. Als ich eintraf, hatte der Vortrag gerade begonnen und Frau Professorin Hans kämpfte vor der Kulisse eines schier aus den Nähten platzenden Veranstaltungsortes mit der Technik ihres Powerpoint-Vortrags. Man fühlte sich an die Schilderung der Utahs aus dem „Schatz im Silbersee“ erinnert – ich zitiere aus dem Gedächtnis: „Der Gang war von oben bis unten angefüllt mit den Kriegern des Großen Wolfs.“ Das Wenige, was ich mitbekam, drehte sich um die Situation der indianischen Frauen Nordamerikas, um die rechtliche Dimension ihrer Existenz und die Gewaltdelikte, deren Opfer sie regelmäßig werden. 



Und damit ging der Abend dann auch zuende. Ich beschloss ihn in einem griechischen Restaurant in Radebeul und fiel alsbald müde und abgespannt in mein Hotelbett.

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