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Quelle: http://www.blackpaper.ch/wp-content/uploads/2013/06/MAN-OF-STEEL-2.jpg |
„Ist es ein Vogel? – Nein! Ist es ein Flugzeug? – Nein, es ist – Superman!“ – Wer erinnert nicht gerne an diesen Spruch, den wir seit Kindertagen kennen? Der Stählerne im blauroten Dress mit wallendem Cape und dreiecksförmigem S-Symbol auf der Brust, der Superheld meiner Kindertage ist erneut wieder ins Kino geflogen – zugegebenermaßen schon wieder! Je nachdem, wie man zählt und welche Kinofilme man gelten lässt, ist es die inzwischen neunte (zählt man die Verfilmungen am 1948) oder die sechste Verfilmung (zählt man die Verfilmungen ab 1978).
Und wieder erzählt uns wie in „Superman“(1978) und „Superman Returns“ (2006) „Man Of Steel“ die ganze Geschichte noch einmal, die wir doch alle längst kennen dürften: Der Planet Krypton (im Übrigen ist Krypton ein tatsächlich realexistierendes chemisches Element mit dem Elementsymbol Kr und der Ordnungszahl 36) steht vor dem drohenden Untergang und Jor-El schickt seinen frisch geborenen Sohn Kal-El mit einem Raumschiff zur Erde, wo er vom Ehepaar Kent gefunden und im idyllischen Smallville großgezogen wird. Später, nach einigen rabiaten Jugendjahren als Superboy und einem vergeblichen Werben um seine Jugendliebe Lana Lang, kommt der erwachsene Superman als Reporter Clark Kent zum Daily Planet nach Metropolis, wo er die Starreporterin Lois Lane kennen und lieben lernt, die sich aber leider Gottes in Superman verknallt, und keine Augen für den armen Clark hat. Soweit, sogut. So kennen wir es aus Trickfilmen, Fernsehserien, Hörspielen, den oben bereits genannten Kinofilmen und letztlich ja auch aus dem Comic, welche ich selbst noch in der Version der 1970ziger und 1980ziger Jahre kannte und verschlungen hatte. Und ja, ich habe sie noch, sie liegen, gut verpackt und verstaut auf dem Dachboden meines Elternhauses – hoffe ich doch.
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Quelle: http://www.moviepilot.de/files/images/movie/file/10181350/man-of-steel-01.jpg |
Ebenso kennen wir alle Supermans Supergegner, allen voran Lex Luthor und die Ganoven aus der sogenannten Phantomzone, jener mysteriösen Gefängnisdimension für ehemalige kryptonische Schwerverbrecher. Der geniale menschliche Widersacher Supermans, Lex Luthor, kommt nun in dieser neuen Verfilmung erst schon mal gar nicht vor. Auch fängt Clark Kent beim Daily Planet hier erst zum Schluss des Films an – geht man dann zur Normalität über? – und Perry White, man beachte die Bedeutung des Nachnamens White – ist ein Farbiger, ein Schwarzer, man verzeihe mir die politische Inkorrektheit, sie dient hier nur der Verdeutlichung: Ist das etwa der Versuch eines Witzes? Denn Humor findet man in diesem Superhelden-Epos vergeblich, ja, jeder kleine Versuch, selbstironisch zu wirken und dadurch eine Form von Selbstkritik zu üben, wird bereits im Keim erstickt, zum Beispiel als Martha Kent ihren Ziehsohn zum ersten Mal im Superman-Outfit sieht und bemerkt, dass das ja ein schicker Anzug sei! Nebenbei bemerkt hat sie im Originalcomic den Anzug selbst genäht und entworfen aus den Stoffen, die sie in der Rakete fand. Also wenn das ein Witz sein soll – oder der Versuch von Humor zumindest – zu wessen Lasten geht das dann? Wäre es nicht Laurence Fishburne, könnte man es fast schon als rassistisch empfinden.
Das erste Drittel von „Man Of Steel“ ist daher der Herkunftsgeschichte gewidmet, und das in einer Ausführlichkeit, wie nie zuvor. Man leidet mit Kal-Els Eltern, man versteht endlich einmal, warum der Planet Krypton untergehen muss. Das zweite Drittel ist der Selbstfindung Supermans gewidmet. Ähnlich wie Bruce Wayne in „Batman Begins“ (2005) geht er auf eine Reise um die Welt, versucht sich in immer wieder wechselnden Tätigkeit, nur um seine Bestimmung zu finden, lässt sich demütigen, arbeitet als quasi Schutzengel, und hinterlässt so Spuren, denen Lois Lane folgen kann, um zum wahren Kern seiner Persönlichkeit und seiner Identität vorzudringen. Im dritten Drittel schließlich fliegen die Fetzen, als sich die ehemaligen Rebellen um ihren Anführer General Zod anschicken, die Erde in ein neues Krypton zu verwandeln. Die massenweise Zerstörung von Mensch und Material hinterlässt ein fades und flaues Gefühl im Magen, wenn reihenweise Hochhäuser und Wolkenkratzer zerstört werden und es scheint einem doch recht makaber, dass die Amerikaner in ihren neueren Filmen doch eine merkwürdige Vorliebe dafür zu entwickeln scheinen, wie Türme und Hochhäuser dadurch zum Einsturz gebracht werden, dass irgendwelche Objekte – in diesem Film sind es Superman und Co. – in sie hineinkrachen. Das Heraufbeschwören der Apokalypse und sei es nur im Film ist meines Erachtens nach ein wenig zuviel des Guten. Denn davon sind irgendwie fast alle Superhelden-Epen in den letzten Jahren geprägt. Die Welt wird jedes Mal zerstört und die Bevölkerung dezimiert, und das mit jedem Mal ein Stück perfider und perverser, ja, man ist schon fast versucht, den Machern einen Hang zum Sadomasochismus zu unterstellen.
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Quelle: http://blog.netzerei.com/wp-content/uploads/2012/12/bg.jpg |
Man hat große Namen für die kleinsten Nebenrollen verpflichtet: Russel Crowe als Jor-El, Kevin Costner als Jonathan Kent, Diane Lane als Martha Kent, Laurence Fishburne als Perry White und Amy Adams als Lois Lane. Doch auch große Namen brauchen eine Möglichkeit, ihre Fähigkeiten ausspielen zu können und dieses Möglichkeit wird den Stars hier nicht gewährt. Und so bleiben selbst die ganz Großen ziemlich klein und blass in diesem Film, in dem es trotz aller Übermenschlichkeit doch im Großen und Ganzen um die kleinen und leisen Töne geht, die Töne der Zwischenmenschlichkeit nämlich.
Konnte man bei den Verfilmungen der Helden des Marvel-Universums schon beginnend mit Spiderman von einer gerade glänzenden Demontage ihrer Superhelden sprechen, konnte man sich irgendwo dort noch mit der Menschlichkeit ihrer Helden identifizieren, so gelingt einem das bei DC nur mit Mühe und Not, oftmals aber auch gar nicht. Dieser Superman ist ein Alien, ein Außerirdischer, der nichts, aber auch gar nicht menschliches mehr an sich hat. Seine Genetik ist sogar so programmiert, dass er die DNA eines ganzen Volkes, nämlich des kryptonischen und nicht des menschlichen in sich trägt.
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Quelle: http://images.cinefacts.de/News-Man-of-Steel-Lois%20Lane-Spot.jpg |
Ernst, düster, fatalistisch – das sind die Synonyme für DC-Comic-Verfilmungen. Und das bringt mich wieder zurück zu dem Superman meiner Kindertage. Der war ein strahlender Held, dem alles gelang, der an sich glaubte – man beachte den Ansatz eines Versuchs in diesem Film, das hinzubekommen, wenn Superman in einer Kirche sitzt und dem Pfarrer sein Problem beichtet und darauf letztlich die lapidare Antwort bekommt: „Manchmal muss man einfach an etwas glauben, das Vertrauen kommt dann irgendwann später!“ Und wenn die oben bereits schon einmal angesprochene Selbstironie und Selbstkritik fehlt, das augenzwinkernde sich selbst Infragestellen, dann bleibt unterm Strich nur eine Klischeereiterei nach dem Motto: „Es kann nur so ausgehen, dass einer von uns beiden stirbt!“ Wollen wir das sehen? Braucht unsere Welt eine solche Botschaft? Mustern unsere Superhelden, die Träger der Träume und Hoffnungen unserer Kindertage, einfach so ab?
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Quelle: http://oyster.ignimgs.com/wordpress/stg.ign.com/2013/05/ManofSteel.jpg |
P.S.: Hier einmal ein Beitrag der wirklich guten YouTube-Reihe "Kino anders gedacht! - Die Filmanalyse". Ich fand diesen Punkt so interessant, dass ich ihn hier einfach kommentarlos anfügen möchte, möge sich jeder selbst ein Bild machen.
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