Direkt zum Hauptbereich

Star Trek XII - Khans Dunkelheit

Rezension zu STAR TREK - INTO DARKNESS (2013)

„Space, the final frontier. These are the voyages of the starship Enterprise. It's continuing mission: to explore strange new worlds, to seek out new life and civilizations, to boldly go where no one has gone before.“

Gestern Abend war es endlich soweit! Das lange Warten hatte ein Ende und ich konnte in meinem Stammkino in Montabaur in die Vorpremiere des neuen, mittlerweile 12. Star Trek-Films gehen, der den dramatischen Titel „Into Darkness“ („In die Dunkelheit“) trägt. Lange angekündigt, mit unglaublichem Aufwand promoted, mit Starbesetzung und vom derzeitigen Erfolgsregisseur J.J. Abrams (*1966) in Szene gesetzt, kam ich voller Erwartungen ins Kino. An der Kasse versuchte ich mich vermittels des offiziellen Zeichens der Sternenflotte als Sternenflottenoffizier auszuweisen, einen geringeren Eintrittspreis erhielt ich trotzdem nicht, was ich auch ehrlich gesagt nicht einmal zu hoffen gewagt hatte.

Die Besucherzahl war enttäuschend, und das obwohl es ein Tag vor einem Feiertag (Christi Himmelfahrt - man beachte die feinsinnige Ironie!) war, wo am nächsten Morgen doch alle ausschlafen konnten. Aber es fanden sich verhältnismäßig wenig Zuschauer ein, was wohl auf keine große Fangemeinde von Trekkies in unserer Region schließen lässt.


Bereits bei der ersten Regiearbeit von Abrams im Star Trek-Universum, dem 11. Film, der schlicht und ergreifend einfach nur „Star Trek“ (2009) hieß, behaupteten viele Fans und Anhänger der Serie, das sei kein Star Trek mehr, das sei etwas, das vielleicht noch die Namen benutzt, aber mit dem Flair, der Art und der Philosophie der von Gene Roddenberry (1921-1991) erfundenen Serie nicht mehr viel gemein habe. Und in der Tat, es gibt eine Menge Veränderungen, neue Schauspieler in altbekannten Rollen – man könnte von einer Staffelstabübergabe reden, da die Originalschauspieler bereits in ihren Achtzigern (Leonard Nimoy (*1931), William Shatner (*1931)) oder schon tot sind (DeForest Kelley (1920-1999), James Doohan (1920-2005)) – nackte Haut und ein wenig Sex, was es bisher kaum bis gar nicht in der Serie gegeben hatte, Tabubrüche, wie die schier unglaublich anmutende Tatsache, dass Mr. Spock(Zachary Quinto(*1977)) ein zu echten Gefühlen fähiges Wesen ist, welches auch noch eine Freundin hat (in der neuen Version Nyota Penda Uhura(Zoë Saldaña, urspr. Nichelle Nichols)). Natürlich sind auch Dr. Leonard "Pille" McCoy (Karl Urban, urspr. DeForest Kelley), Hikaru Sulu(John Cho, urspr. George Takei), Pavel Andreievich Chekov (Anton Yelchin, urspr. Walter Koenig) und Montgomery "Scotty" Scott (Simon Pegg, urspr. James Doohan) wieder mit von der Partie. Die zentrale Rolle von Cpt. James T(iberius). Kirk, die im Original vom legendären William Shatner verkörpert wurde – und teilweise heute noch wird – übernahm der junge unverbrauchte Chris Pine (*1980).

Die Zauberformel, die all dies ermöglicht, die einer Verjüngung des Teams und ein Neuerleben der alten Abenteuer als verstecktes Remake, wie es Harald Peters in seinem am 07.05.2013 erschienen Artikel in der Welt kritisiert, rechtfertigt, heißt „alternative Zeitlinie“. Die SF-Literatur früherer Jahrzehnte nannte das auch ein „Großvaterparadoxon“ oder schlicht ein Zeitparadoxon. Die Grundidee dabei ist, dass man durch eine Zeitreise in die Vergangenheit, die Zukunft verändern kann, in dem man etwas, das in der Vergangenheit passiert, verändert und somit die komplette folgende Zeitlinie neu formt. Und genau dies passiert im 11. Star Trek-Film durch das Eingreifen des Romulaners Nero (Eric Bana), der nachdem ihn ein Schwarzes Loch in die Vergangenheit katapultiert hat, entscheidend die Zeitlinie des Star Trek-Universums verändert.

Und da sich die Geschichte nun anders fortschreibt, erleben wir im neuesten Star Trek-Abenteuer eben Altbekanntes im neuen Gewand und mit gravierenden Veränderungen. Kirk wird zum Beispiel nicht in Iowa geboren, sondern im Weltraum, während sein Vater George Kirk (Chris Hemsworth), bei der Rettung von 800 Menschen sein Leben verliert, was er in der alten Serie nicht tat. 



Und so treffen Kirk und seine Crew in „Into Darkness“ auf einen alten Feind: Khan Noonien Singh (Benedict Cumberbatch, urspr. Ricardo Montalbán), der uns bereits in „Star Trek II – Der Zorn des Khan“ (1982) begegnet. Dieser Film ist im Prinzip die Fortsetzung der Episode „Der schlafende Tiger“ (org. Space Seed)aus der ursprünglichen Originalserie.

Nun gibt es nicht nur eine äußere Ähnlichkeit zwischen Cumberbatch und dem jungen Montalbán, sondern es gibt sie auch in der inneren Welt, dieser Figur, in der sich nur Dunkelheit ausbreitet, die Dunkelheit des Khan, in der nur der Gedanke an Rache Platz findet und in der sich sogar Kirk und seine Mitstreiter zunächst verirren und nach Orientierung suchen müssen. Mit zunehmendem Handlungsverlauf wird die Ähnlichkeit zwischen Star Trek XII und II immer größer, liebevolle Originalzitate sind Teil dieser modern durchgestylten Reminiszenz, dieser unglaublichen Verbeugung vor der alten Geschichte, die schließlich in der berühmten Sterbeszene mündet, in der sich Kirk und Spock scheinbar für immer zu verlieren scheinen. Doch auch hier greift die alternative Zeitlinie und wir sehen alles spiegelverkehrt. Nicht Spock stirbt den edelmütigen Strahlentod, nein, Kirk selbst ist es ist, der hinter der Strahlenschutztür dem durch den legendären Satz: „Sie sollten besser mal hier herunterkommen, Sir!“ herbeigerufenen Spock die Hand von innen gegen die Scheibe presst, während er stirbt.

Das ganze Kino wartete gespannt auf den Satz: „Ich war es und werde es immer sein: Ihr Freund!“, doch der kam nicht, sondern man sah stattdessen einen Vulkanier weinen. Tun Vulkanier so etwas? Vulkanier doch nicht, oder? Spocks berühmt berüchtigte Logik „Das Wohl von vielen steht über dem Wohl des Einzelnen!“versagt im Angesicht des Todes und er erkennt die Bedeutung wahrer Freundschaft, was er mit einer Träne und einem Wutausbruch zum Ausdruck bringt.

Natürlich stirbt Kirk nicht wirklich, doch mit dieser Nachricht warten die Macher von Star Trek XII nicht erst bis zum nächsten Film, sondern es gibt ein versöhnliches Ende mit dem Verweis auf kommende Streifen. Es wird also wohl noch lange weitergehen mit dem Trek to the stars …


Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.


Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Humor in der Midlife-Crisis: Michael Bully Herbigs »Das Kanu des Manitu«

Quelle »Der Film soll einfach witzig sein und keine Rücksicht auf etwaige ›woke‹ Bedenken legen. (…) Wir nehmen die Debatte wahr, aber wir kapitulieren nicht vor ihr. (…) »Beim Humor wollten wir auf nichts Rücksicht nehmen.« (Michael Bully Herbig im SPIEGEL-Interview) Ich war mal wieder im Kino – nach langer, langer Zeit. Mein Gott, wie hat sich mein altes Lichtspielhaus verändert, in dem ich früher so viele Filme gesehen und besprochen habe! Es fing schon damit an, dass ich den Eingang suchen musste, denn der befand sich nicht mehr an seinem angestammten Platz. Nach dem Brand Ende Februar 2024 – so genau weiß ich das gar nicht mehr, ich habe es nur am Rande mitbekommen – mussten die Betreiber das Kino von Grund auf neu denken, baulich wie konzeptionell. Das hat sich deutlich ausgewirkt: auf die Art, wie man Karten kauft, wie man sich mit Fressalien eindeckt – und nicht zuletzt darauf, was man am Ende dafür bezahlt. So ein Kinobesuch ist mittlerweile ein kleines Luxusgut, das sich de...

Maß - Mitte - Verzicht: Fiktive Rede vor dem deutschen Bundestag

Manchmal träume ich davon, im Bundestag zu stehen. Nicht als Abgeordneter, nicht als Parteisoldat, sondern als Bürger – als jemand, der in schlichter Kleidung das Rednerpult betritt, während dröhnende Zwischenrufe langsam verstummen.  In diesem Traum sage ich, was gesagt werden muss. Ohne Schaum vor dem Mund. Ohne Unterwerfung. Ich spreche von dem, was uns fehlt, nämlich Maß - Mitte - Verzicht.  Diese Rede, die ich in einem solchen Traum halte, basiert auf der Sorge, dass wir vergessen, was Demokratie eigentlich ist, was sie bedeutet, wem sie gehört und wem nicht.  Ich betrete das Hohe Haus, verbeuge mich vor dem, was einmal war, und begebe mich ans Pult. Es ist still. Kein Zwischenruf. Noch nicht. Ich schaue mich um, blicke in die Gesichter der Anwesenden, hebe den Blick zu den Zuschauerntribünen, die prall gefüllt sind und aus den Nähten zu platzen drohen. Dann ordne ich mein Manuskript und beginne: Hohes Haus,  Maß – Mitte – Verzicht.  Diese drei Worte stamme...

Von der Einsamkeit der Fiktion in der Realität – Bill Condons »Mr. Holmes« (2015)

Quelle »I fear that Mr. Sherlock Holmes may become like one of those popular tenors who, having outlived their time, are still tempted to make repeated farewell bows to their indulgent audiences. This must cease and he must go the way of flesh, material or imaginary. One likes to think that there is some fantastic limbo for the children of imagination, some strange, impossible place where the beaux of Fielding may still make love to the belles of Richardson, where Scott’s heroes still may strut, Dickens’s delightful Cockneys still raise a laugh, and Thackeray’s worldlings continue to carry on their reprehensible careers. Perhaps in some humble corner of such a Valhalla, Sherlock and his Watson may for a time find a place, ...« Mit diesen hoffnungsfrohen, im Stillen aber doch wohl mit einem Augenzwinkern niedergeschriebenen Worten verabschiedet sich Sir Arthur Conan Doyle (1859-1930) 1927, drei Jahre vor seinem Tod, im Vorwort von »The Case-Book of Sherlock Holmes« von seiner Schöp...