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Ich habe lange Zeit versucht, jenes nicht nur für Sherlockians berühmte Gedicht von Charles Vincent Emerson Starrett (1886-1974) in ein Deutsch zu übertragen, das dem Text angemessen erscheint. Starretts aus dem März 1942 stammender Originaltext trägt Züge des Sonetts, muss also, bei einer adäquaten Übertragung dieser alten, strengen lyrischen Form Rechnung tragen.
Ich orientierte mich also in erster Linie an August von Platens (1796-1835) Sonett-Kunst und - da es sich um einen englischsprachigen Autor handelt, auch an William Shakespeare (1564-1616). Alle Zeilen meiner Übersetzung haben die gleiche Silbenanzahl und die Reime sind durch die Bank weg rein, ohne Ausnahme. So wird der Rhythmus gewahrt und der Geist der englischen Zeilen bleibt in den deutschen Versen erhalten.
Ob es gefällt, muss der geneigte Leser und Rezipient für sich entscheiden, denn über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
Hier zunächst der Originaltext:
Charles Vincent Emerson Starrett (1886-1974)
221b
Here dwell together still two men of note
Who never lived and so can never die:
How very near they seem, yet how remote
That age before the world went all awry.
But still the game's afoot for those with ears
Attuned to catch the distant view-halloo:
England is England yet, for all our fears—
Only those things the heart believes are true.
A yellow fog swirls past the window-pane
As night descends upon this fabled street:
A lonely hansom splashes through the rain,
The ghostly gas lamps fail at twenty feet.
Here, though the world explode, these two survive,
And it is always eighteen ninety-five.
(March, 1942)
Der Titel des Gedichts bezieht sich auf die Londoner Adresse des fiktiven Ermittlerduos Sherlock Holmes und Doktor John H. Watson, die der schottische Arzt und Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle (1859-1930) erfand und die weltberühmt wurden. Zu dem Zeitpunkt, da Doyle seine Helden erfand, existierte diese Adresse noch nicht, sie wurde im Nachhinein erst eingerichtet. Heute pilgern viele Fans des großen Detektivs noch täglich dorthin und einige behaupten standhaft, es hätte ihn wirklich gegeben.
Große Schauspieler wie Basil Rathbone (1892-1967) haben das Gedicht rezitiert.
Charles Vincent Emerson Starrett (1886-1974)
221B
(März 1942)
Noch immer wohnen zwei bemerkenswerte Herren,
Die niemals lebten und deshalb nie sterben können, hier:
So wirklich sie für uns auch sind, so groß ist uns’re Gier
Nach jener Zeit, die wir nach uns’rem Sinn verzerren.
Das Wild ist auf! Das Spiel beginnt von Neuem und raubt
Den Schlaf dem Jäger, dessen Ohr das Horn vernehmen kann:
England bleibt England, wie’s des Dichters Phantasie ersann;
Denn wahr sind nur die Dinge, an die das Herz auch glaubt.
Es wirbelt gelber Nebel vor den Fensterscheiben,
Und Dunkelheit senkt sich auf den geschichtsdurchwirkten Stein,
Auf dem noch Pferdedroschken durch den Regen treiben.
Mag auch die Welt vergeh’n, wenn diese Zwei den Gaslichtschein
Ins Dunkle tragen und nur immer treu sich bleiben.
Dann wird’s für immer Achtzehnhundertfünfundneunzig sein.
(Deutsch von ©Peter Wayand 2019)
Sprecher: Florian Wanoschek
Text: Charles Vincent Emerson Starrett/Peter Wayand
Musik: Karl-Heinz Herrig
Regie: Henrike Tönnes
Bildnachweis: static1.squarespace.com/static/5251fd…?format=1500w
Eine Produktion von ©PuzzleCat Entertainment 2019
Außerdem möchte ich abschließend noch auf ein Projekt der Universität Leipzig verweisen, die im Jahr 2015 unter der Federführung von Dr. Maria Fleischhack eine Sammlung mit Übersetzungen des Textes in viele unterschiedliche Sprachen initiierte. Es entstand ein sehr lohnenswertes Manuskript, das hier heruntergeladen werden kann:
Große Schauspieler wie Basil Rathbone (1892-1967) haben das Gedicht rezitiert.
Hier nun meine Übersetzung in deutscher Erstveröffentlichung:
Charles Vincent Emerson Starrett (1886-1974)
221B
(März 1942)
Noch immer wohnen zwei bemerkenswerte Herren,
Die niemals lebten und deshalb nie sterben können, hier:
So wirklich sie für uns auch sind, so groß ist uns’re Gier
Nach jener Zeit, die wir nach uns’rem Sinn verzerren.
Das Wild ist auf! Das Spiel beginnt von Neuem und raubt
Den Schlaf dem Jäger, dessen Ohr das Horn vernehmen kann:
England bleibt England, wie’s des Dichters Phantasie ersann;
Denn wahr sind nur die Dinge, an die das Herz auch glaubt.
Es wirbelt gelber Nebel vor den Fensterscheiben,
Und Dunkelheit senkt sich auf den geschichtsdurchwirkten Stein,
Auf dem noch Pferdedroschken durch den Regen treiben.
Mag auch die Welt vergeh’n, wenn diese Zwei den Gaslichtschein
Ins Dunkle tragen und nur immer treu sich bleiben.
Dann wird’s für immer Achtzehnhundertfünfundneunzig sein.
(Deutsch von ©Peter Wayand 2019)
Meine Übersetzung gibt es auch als Audio-File, gesprochen von Florian Wanoschek, unterlegt mit der Musik von Karl-Heinz Herrig.
Sprecher: Florian Wanoschek
Text: Charles Vincent Emerson Starrett/Peter Wayand
Musik: Karl-Heinz Herrig
Regie: Henrike Tönnes
Bildnachweis: static1.squarespace.com/static/5251fd…?format=1500w
Eine Produktion von ©PuzzleCat Entertainment 2019
Außerdem möchte ich abschließend noch auf ein Projekt der Universität Leipzig verweisen, die im Jahr 2015 unter der Federführung von Dr. Maria Fleischhack eine Sammlung mit Übersetzungen des Textes in viele unterschiedliche Sprachen initiierte. Es entstand ein sehr lohnenswertes Manuskript, das hier heruntergeladen werden kann:
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