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Zugespitzt. Kurzformen in der Bundesakademie Wolfenbüttel, Tag 1: Was bedeutet Spannung?




Da war ich also nach Wolfenbüttel (=> Homepage) gereist, um ein Seminar in der renommierten Bundesakademie für Kulturelle Bildung (=> Homepage) zu besuchen. Nicht, dass ich es nötig hätte, mich in Sachen Kultur zu bilden, aber nach den Erfahrungen, die ich mit der Bastei Lübbe-Academy gemacht hatte – ich berichtete davon (vgl. Interview mit Sebastian Fitzek) – wusste ich, dass ein solches Schreibseminar nicht nur hauptsächlich in der Sache fruchtbar sein kann, sondern vor allem der Personen, der Menschen, der Protagonisten, wenn man so will, wegen, denen man hier begegnet.
 

Das wäre zum einen natürlich die Dozenten, und diese bildeten eine wirklich illustre Runde, als da wären der Programmleiter Literatur der Bundesakademie Dr. phil. Olaf Kutznutz (*1965), der Verlagslektor und Chefredakteur der Science-Fiction-Serie Perry Rhodan Klaus N. Frick (*1963) und der Übersetzer und Science-Fiction-Schriftsteller Uwe Anton (*1956; => Homepage), der einer der festen Stammautoren im Perry-Rhodan-Autorenteam ist und ab Band 2505 die Exposégestaltung der Serie von Robert Feldhoff (1962-2009) übernahm.




Zum anderen sind es natürlich die fünfzehn Seminarteilnehmer, die herrlich bunt in Charakter und Ausrichtung gemischt daher kommen. Interessante Persönlichkeiten, mit denen sich der rege Austausch und die Arbeit wirklich lohnt.


Das Thema lautete: „Zugespitzt. Kurzformen in Sciencefiction, Horror und Fantasy“ und dementsprechend gab es eine Schreibaufgabe für alle, die vier Wochen vorher gestellt und eine Woche vorher eingereicht werden musste: „Reichen Sie eine spannende Kurzgeschichte ein! Das Thema dürfen Sie frei wählen, wichtig dabei ist aber: Es sollte eindeutig eine phantastische Geschichte sein.“ Dabei musste man beachten, dass die Geschichte nicht länger als acht Seiten sein durfte, die genaue Vorgabe lautete: 30 Zeilen pro Seite, 60 Zeichen pro Zeile, als maximal 1.800 Zeichen pro Seite. So lernte ich die sogenannte Normseite kennen (und mittlerweile auch schätzen).
 

Ich war relativ früh vor Ort und gönnte mir einen kleinen Rundgang durch Wolfenbüttel, eine Stadt, die das große Glück hatte, den zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet zu überstehen. Einige Fotoimpressionen packe ich euch, wie gehabt, dazu. Untergebracht war ich im Gästehaus der Bundesakademie, sehr schöne Zimmer und insgesamt ein gelungenes Ambiente.


Um 16 Uhr ging es dann los. Es gab eine Mammutbegrüßungs- und Vorstellungsrunde und danach wurden Besonderheiten des Autorengeschäfts kurz angerissen, als da wären die verschiedenen Veröffentlichungsmöglichkeinen (Print On Demand, Book On Demand, E-Book, E-Publisher etc.) und natürlich die Bedeutung der Filterfunktionen (Verlagsrenommee und Lektorat) für den Leser und den Buchhandel.



Auch ein Ziel wurde formuliert: Die Autoren sollen Tricks und Kniffe lernen, die dazu führen, dass ihre Texte einen größeren Interessentenkreis und Leserkreis finden als bisher. Ebenso wurde eine Wolfenbüttel-Anthologie mit den Texten in Aussicht gestellt, allerdings nur mit den besten Texten.


Anschließend wurden die ersten Geschichten, die eingereicht worden waren besprochen. Dabei waren folgende Aspekte wichtig:
  • Was bedeutet Spannung?
  • Durch welche Wortwahl kann man Spannung vermitteln?
  • Wie schafft man den Einstieg in eine spannende Geschichte (erste Sätze)?
Eine Kurzgeschichte, die ja sauber von der amerikanischen Short Story und der kurzen Erzählung abzugrenzen ist, schildert immer einen besonderen Moment im Leben eines Protagonisten, eine Handlung mit besonderer Wendung oder einer gelungenen Pointe. Es waren ganz unterschiedliche Texte dabei, die von der rasant erzählten Blade-Runner-Adaptation bis zum psychedelischen und surrealen Traumepos reichten.

Einen Ausklang bei Bier und Wein und gemütlichem Beisammensein gab es dann auch noch, also alles in allem ein gelungener erster Tag. Bin mal gespannt wie es morgen wird. Ich werde wieder berichten. Genießt in der Zwischenzeit die Bilder.
 

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