Für den Westerwälder Newcomer-Autor Michael Hübner(*1968) war es ein klassisches Heimspiel. Die Buchhandlung meinBUCHHAUS aus Höhr-Grenzhausen hatte in Kooperation mit dem ebenfalls ortsansässigen Hotel Heinzzu einer Lesung des Thriller-Schriftstellers in seiner Heimatstadt geladen – es war die erste von vielen Veranstaltungen dieser Art, die noch folgen sollen. Und sie war, rundheraus gesagt, ein voller Erfolg. Der Kasino-Keller in Stadtteil Grenzhausen platzte schier aus den Nähten. Zusätzliche Stühle mussten herbeigeschafft werden, damit alle, die gekommen waren, auch Platz fanden. Und in diesem herrlichen, stimmungsvollen Ambiente entführte Hübner seine Zuhörer in die Abgründe eines psychopathologischen Monsters, der das erklärte Ziel hat, einem leitenden Bankangestellten das Leben zur Hölle zu machen. Dabei scheut sich Hübner nicht, die gesamte Palette menschlicher Abgründigkeit zu zeigen und gleichsam dem Motto seines Lieblingsautoren und größten Vorbilds Stephen King den Horror aus dem Alltäglichen entstehen zu lassen.
Der Plot scheint nicht neu, fühlt man sich doch bei der Lektüre an die David-Hunter-Romane eines Simon Beckett erinnert. Auch Stieg Larsson und Jason Dark – man erinnere sich an den Bericht über die Lesung im Bonner Pantheon auf diesem Blog – lassen hier und da zwischen den Zeilen grüßen. Und obwohl man hier nicht die hintergründige Tiefe eines Alfred Hitchcock oder einer Agatha Christie finden wird, so doch aber deren Suspense, und was vielleicht als das eigentlich Mutige und wirklich Bedeutsame an diesem Autor angesehen werden muss, ist, dass er seine Geschichten in seiner Heimat spielen lässt und den Westerwald damit literarisch salonfähig macht, zumindest, was den Bereich des Krimis angeht. Nun hat nicht mehr nur die Nachbarregion Eifel ihren persönlichen Krimi-Autor– die sogenannten Eifel-Krimis erfreuen sich ja auch überregional einer gewissen Beliebtheit – nein, nun schickt sich auch der Westerwald an, seinen eigenen Krimi-Autor zu bekommen.
Jung, schmalhüftig, scharf, so ist Hübner, der für das, was seine Phantasie gebiert, einen geradezu braven und biederen Eindruck macht. Sympathisch und augenzwinkernd stellt der verheiratete Vater von drei Töchtern seinen Roman vor, streng darauf bedacht, sich selbst als ganz normalen, ungefährlichen Menschen darzustellen, vor dem man keineswegs Angst haben muss, weshalb er auch weniger drastische Textstellen für seine Lesung ausgewählt hat, die kaum dazu angetan sind, Alpträume zu bescheren. Darin entfaltet er zum einen die trügerische Eigenheimidylle seines Protagonisten in Nauort, einer Gemeinde am Rande des Westerwaldes, und entwirft das Psychogramm von dessen Antipoden, einem seelisch kranken Hacker, dem die Hauptfigur nichts getan hat und der sich rein zufällig seine Opfer sucht, da einer es ja schließlich werden muss. Der Todesdrang ist somit psychologische Ursache und Tatmotiv.
(Dieser Artikel wurde in gekürzter und eingerichteter Fassung in der Westerwälder Zeitung Nr. 101 vom 02. Mai 2013, Seite 22, veröffentlicht: Quelle: Peter Wayand, Todesdrang im Kasino-Keller: Michael Hübner liest in Höhr-Grenzhausen. Literatur: Autor stellt Krimi vor - Protagonist lebt in trügerischer Idylle in Nauort, WWZ Nr. 101 vom 02. Mai 2013, S. 22. Außerdem wurde er am 09. Mai 2013 im Kannenbäcker Kurier ungekürzt veröffentlicht: Quelle: Peter Wayand, Todesdrang im Kasino-Keller - Michael Hübner las in Grenzhausen, Kannenbäckerland-Kurier Nr. 19 vom 09. Mai 2013, S. 15-16)
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