Computerlogbuch der Enterprise, Sternzeit 2011,4, Zusatzeintrag: In die umfangreiche Biblioteksdatenbank des Schiffes wurde als neuester Bestand das Werk des jungen, äußerst beeindruckenden Autors Thomas A. Herrig unter dem Titel "... wo noch nie eine Frau zuvor gewesen ist ... - 45 Jahre Star Trek und der Feminismus" aufgenommen. Herrig nähert sich in seinem Werk auf äußert nüchterne, sachliche, streng wissenschaftliche, aber durchaus nicht humorlose Art und Weise zwei auf den ersten Blick scheinbar unvereinbaren Themengebieten, nämlich der Geschichte Star Treks und der des Feminismus. Dabei zieht er beeindruckende Parallelen zur jeweiligen Zeit- und Geistesgeschichte und zeigt auf, wie eine ursprünglich als triviale Unterhaltungsserie gedachte Fernsehreihe sich zur gehobenen, anspruchsvollen Unterhaltung mausert, die nicht nur ein eigenes Universum erschafft, in dem eine eigene Philosophie herrscht und die fiktive Geschichte der Menschheit in der Zukunft fortzuschreiben versucht, sondern auch noch eben in der konsequenten Weiterentwicklung der spezifischen Frauenrollen der eigenen Gegenwart der Menschheitsgeschichte den Spiegel vorzuhalten scheint.
Das vorliegende Werk zeugt von einer tiefgreifenden Beschäftigung mit der Thematik, überzeugt durch profunde Kenntnisse in der Sache und wohltuend nüchterne Auseinandersetzung in einem für ein solches Thema notwendigen wissenschaftlichen Rahmen.
Und so kommt die Arbeit auch im Gewand einer strengen wissenschaftlichen Abhandlung daher, die allerdings anderen wissenschaftlichen Werken gegenüber einen entscheidenden Vorteil hat: Sie lässt den Leser nicht mehr los! Sie zieht ihn hinein in das Geschehen, mag man nun Trekkie sein oder nicht, sie fasziniert, elektrisiert und ehe man sich versieht, ist man schon einige dutzend Seiten weiter, ohne dass man sich anzustrengen brauchte. Und das können wohl nur die wenigsten wissenschaftlichen Werke von sich behaupten. Dabei ist sie weder populärwissenschaftlich, noch sprachlich trivial gehalten, nein, hier schreibt ein sprachlich versierter, in der Sache hoch talentierter junger Mann, dem mit Sicherheit eine große Zukunft vorausgesagt werden kann, so er denn in diesem Stil weiterzuarbeiten beschließt.
Inhaltlich gelingt der gewagte Wurf, alle Serien von 1964 an bis zum aktuellsten Kinofilm von 2009 hin zu untersuchen, in geradezu wunderbarer Weise. Herrig verliert sich Gott sei Dank nicht in erschöpfender und langatmiger Detailversessenheit, vielmehr behält er immer den Blick aufs Ganze und zeichnet mit feinem Geschick die großen Linien und Zusammenhänge nach. Dabei gelingt es ihm, kein einseitig lobendes Werk aus der Sicht des Feminismus oder der Trekkiegemeinde zu fabrizieren, sondern er hält trotz deduktiver Vorgehensweise die Faszination, die die Serie immer noch hat, in idealer Weise hoch. Seine Bewertungen sind, wenn überhaupt vorhanden, sehr vorsichtig, ja geradezu subtil, was den Ergebnissen, zu denen er gelangt, etwas geradezu Feinsinniges verleiht. Und seine Ergebnisse sind phänomenal, in ihrer Gesamtheit betrachtet.
Das Werk schließt, glaubt man dem Vorwort des Fachmanns, eine wesentliche Lücke in der Literatur zur Serie. Doch sei die Frage erlaubt, ob es darauf überhaupt ankommt. Ist es nicht die kreative Idee, die hinter diesem Bestreben, diesem Projekt stand und steht, die Beachtung und Aufmerksamkeit verdient?
Sollte den geneigten Leser aufgrund dieses Buches nun die Lust zum weiteren Studium, zu weiterer Auseinandersetzung und Diskussion gepackt haben, so eignet sich das Material in Form von Literatur-, Quellenhinweisen und Tabellen, das dem Werk beigegeben ist, mit Sicherheit sehr gut zur Vertiefung der Thematik. Dann hätte das Buch auch seinen Zweck, das Interesse an diesem außergewöhnlichen Phänomen wachzuhalten und zur Beschäftigung damit anzuregen, erfüllt. Und dies ist ihm und seinem Autor von Herzen zu wünschen. Ad astra!
(Rezension des Werks: Thomas A. Herrig, ...wo noch nie eine Frau zuvor gewesen ist ... 45 Jahre Star Trek und der Feminismus, o.A., Tectum: Marburg 2011)
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